Spiegel der Presse

Gießener Anzeiger, 29. März 2023

Seit Mitte Januar von Tür zu Tür

Stichwahl Linden (Teil 2): Mit Kandidat Dennis Dern beim Haustürwahlkampf

VON FRANK-O. DOCTER

Linden. »GuDernten Tag, mein Name ist Dennis Dern und ich möchte Ihr Bürgermeister werden«: Wie oft der 44-jährige Lindener diesen Satz wohl mittlerweile an fremden Haustüren oder bei anderen Gelegenheiten gesagt hat, wird er wahrscheinlich selbst nicht wissen. Doch beim Haustürwahlkampf, bei dem ihm der Anzeiger-Reporter nun in Leihgestern über zwei Stunden lang folgte, bleiben Dern eben nur wenige Sekunden, um seine zentrale Botschaft an die Frau oder den Mann zu bringen. Zumal dem Grünen-Politiker nicht mehr viel Zeit zur Verfügung steht, bis am kommenden Sonntag, 2. April, die Lindener anlässlich der Stichwahl zu den Wahlurnen gerufen werden.

»Beginnt bei null«

Dern, der vom Fraktionsvorsitzenden Dr. Christof Schütz begleitet wird, belässt es jedoch nicht bei der kurzen Vorstellung. Die ist des Öfteren auch gar nicht notwendig, weil ihn die angesprochene Person längst kennt von den Wahlplakaten oder der Anzeiger-Podiumsdiskussion im Vorfeld des ersten Wahltermins am 12. März. Der Kandidat bietet auch immer wieder an, Fragen zu beantworten, sofern solche bestehen. Dieses Angebot wird freilich nur selten angenommen. Womöglich ist der eine oder andere Einwohner einfach zu überrascht, plötzlich einen der beiden verbliebenen Bürgermeister-Anwärter vor der eigenen Wohnungstür stehen zu haben.

Mit dem Haustürwahlkampf hat Dennis Dern bereits »Mitte Januar« begonnen, erzählt er. Seitdem ist der 44-Jährige nahezu jeden Tag ab dem späten Nachmittag »bis zu zweieinhalb Stunden« in den beiden Stadtteilen unterwegs. Und an Samstagen auch schon mal zweimal.

Während die überwiegende Mehrheit der von den beiden besuchten Bürger weiß, dass erst die Stichwahl die endgültige Entscheidung über den Rathauschef bringen wird, hat der eine oder andere das Thema nicht mehr so auf dem Schirm. »Waren da nicht schon Wahlen?«, fragt etwa eine Frau in der Beethovenstraße. Um sogleich von Dern zu erfahren, dass es am 2. April mit der Stimmenzählung »wieder bei null beginnt«. Der Kandidat hofft auch wegen seiner eigenen Chancen auf eine höhere Wahlbeteiligung als die eher enttäuschenden 48,7 Prozent am 12. März.

So geht es auch einer Mutter mit ihren beiden kleinen Kindern an einer der nächsten Haustüren: »Ich hätte bei einer solch wichtigen Wahl mit 60 bis 70 Prozent Beteiligung gerechnet «, meint sie. Und fügt hinzu, dass »mich Politik eigentlich nicht so interessiert. Bürgermeisterwahlen sind da aber eine Ausnahme«. Ein paar Häuser weiter zeigt sich ein Mann weniger begeistert von den Besuchern. »Auf die Grünen bin ich nicht gut zu sprechen «, sagt er. Als Antwort auf die Frage nach dem Warum schildert der Mann, ursprünglich aus Stuttgart zu stammen und dass ihm die Position der Partei zum umstrittenen Bahnprojekt »Stuttgart 21« offenbar nicht gefällt.

Immer wieder treffen Dern und Schütz auch auf alte Bekannte. »Hätte ich gewusst, dass Ihr kommt, hätte ich etwas vorbereitet«, meint beispielsweise ein Hausbesitzer. Zeit für einen längeren Aufenthalt haben die Wahlkämpfer aber ohnehin nicht. Denn Dennis Dern möchte möglichst viele der über 5000 Lindener Haushalte, vom Single bis zur Großfamilie, persönlich aufsuchen. Wenngleich manche Begegnung dazu einlädt, auch mal kurz Anekdoten aus der Vergangenheit auszutauschen. So etwa bei einer älteren Dame, die sich noch gut daran erinnern kann, dem Kandidaten, als dieser noch ein Junge war, während ihrer damaligen Tätigkeit in einer Lindener Metzgerei regelmäßig ein Stückchen Wurst geschenkt zu haben.

Während danach eine andere Frau erzählt, bei der Podiumsdiskussion »alle meine Fragen beantwortet« bekommen zu haben, hakt ein Mann konkret wegen der Situation im Rathaus nach. Er weiß von den Kündigungen und der hohen Belastung der Mitarbeiter. Dern verspricht einen Ausweg: »Irgendwer muss den Karren aus dem Dreck ziehen, und ich glaube, ich kann das.«

So wichtig es ihm auch ist, weitere Wähler für sich zu gewinnen, möchte er »die eigenen Leute nicht vernachlässigen «, betont Dern gegenüber dieser Zeitung. Als allmählich die Abenddämmerung einsetzt, nähert sich sein Rundgang für diesen Tag dem Ende. Als eine der Letzten öffnet ihm eine Frau die Haustür, die Dennis Dern nach dessen Begrüßung sofort entgegnet: »Mich müssen Sie nicht überzeugen. « Diese Wählerstimme scheint dem Kandidaten schon mal sicher zu sein.

ZUR INFO
Bevor am Sonntag, 2. April, die Stichwahl für das Lindener Bürgermeisteramt ansteht, hat der Anzeiger beide Kandidaten beim Haustürwahlkampf begleitet. Was sie hierbei jeweils erlebten, wird in separaten Artikeln geschildert. Der erste Teil mit Fabian Wedemann (unabhängig) ist in der Dienstagsausgabe erschienen. ( fod)

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 Gießener Anzeiger, 28. März 2023

»Ich möchte jeden erreichen«

Stichwahl Linden (Teil 1): Mit Fabian Wedemann beim Haustürwahlkampf

VON FRANK-O. DOCTER Linden. »Ich hatte bisher Glück mit dem Stichwahl WedemannWetter«, meint Fabian Wedemann, als es plötzlich heftiger zu regnen anfängt. Doch deswegen beim Haustürwahlkampf eine Pause einzulegen und auf besseres Wetter zu warten, kommt für den Lindener Bürgermeister-Kandidaten, der als Unabhängiger ins Rennen geht, nicht infrage. Stattdessen spannen er und sein Begleiter, der CDU-Stadtverordnete Christian Schmidt, die Schirme auf. Mit dem Anzeiger-Reporter im Schlepptau geht es sogleich weiter zu den nächsten Häusern in Großen-Linden, um an der Tür oder dem Hoftor zu klingeln. Denn der Termin der Stichwahl am kommenden Sonntag, 2. April, rückt immer näher.

Viermal pro Woche

Trotz des relativ deutlichen Vorsprungs, den er beim ersten Wahltermin am 12. März verbuchte, ist der 33-Jährige weiterhin »durchschnittlich viermal pro Woche« in den Ortsteilen unterwegs, um für sich zu werben, seine Broschüre zu verteilen und auf die bevorstehende Stichwahl hinzuweisen. Denn dass noch eine solche ansteht und dann mit dem Zählen der Stimmen wieder bei null begonnen wird, scheint nicht unbedingt jedem bekannt zu sein. »«Ich habe doch schon gewählt«, meint etwa ein Bürger nach dem Öffnen seiner Haustür. Um sich sofort eines Besseren belehren zu lassen.

Angesprochen auf das für ihn gute Wahlergebnis vor zwei Wochen, zeigt sich Wedemann an einem anderen Haus in der Ludwigstraße »guter Dinge. Es müsste schon einiges schieflaufen«. Zumal ihm am 12. März »nur 148 Stimmen « gefehlt hätten, um die Wahl schon im ersten Durchgang für sich zu entscheiden. Andererseits ist dem Stadtverordnetenvorsteher bewusst, dass damals die Wahlbeteiligung mit knapp 48,7 Prozent nicht gerade hoch war. Darauf weist er auch bei seinem Rundgang immer wieder mal hin. Außerdem wolle sich der 33-Jährige auf seinem Vorsprung »nicht ausruhen. Ich möchte jeden erreichen«, hat er sich für den Haustürwahlkampf vorgenommen.

»Sie kenne ich. Ich habe Sie erst gestern auf einem Plakat gesehen«, sagt eine Frau lachend, als sie nach dem Öffnen der Haustür Wedemann erblickt. Während sie sich als eine seiner Wählerinnen outet, erzählt eine ältere Dame in der Obergasse, schon seit Jahren nicht mehr wählen zu gehen. »Ich bin jetzt 90«, nennt sie als Grund und weist auf ihre beeinträchtigte Gesundheit hin. Wedemann findet es »schade«, dass sie sich so entschieden hat. Aber auch seine wiederholten Überzeugungsversuche scheinen an ihrer Haltung nichts zu ändern.

Manchen Bürgern reicht die Kommunikation mit dem Bürgermeisterkandidaten über die Sprechanlage aus. Sein Angebot, seine Broschüre in den Briefkasten zu werfen, wird zumeist gerne angenommen. Andere haben diese schon längst. Häufig trifft er Freunde und Bekannte, sodass sich die Gespräche auch mal um andere Dinge als die baldige Stichwahl drehen.

Aber nur wenige Bürger nutzen beim Besuch Wedemanns die Gelegenheit, ihn auch zu Lindener Sachthemen zu befragen. Oder seine Unterstützung zu suchen, wie das ein Mann tut, der ihn seine Unzufriedenheit mit der städtischen Markierung der Standplätze für den »Marienmarkt« wissen lässt. Dass einer davon direkt vor seinem Hoftor vorgesehen ist – wie es die Kreide-Striche auf dem Asphalt zeigen –, gefällt dem Mann ganz und gar nicht. Schließlich müsse er ja rein und raus kommen. Wedemann und sein Begleiter hören geduldig zu.

Schließlich führt der Weg des 33-Jährigen noch hinunter in die Junkergasse. Als ihn dort ein Junge auf der Straße entgegenkommen sieht, ruft er seinem offenbar noch im Haus weilenden Vater zu: »Da ist der Bürgermeister.« Ob der Vater seinen Sohn daraufhin korrigiert, ist zumindest nicht zu hören. Ein paar Häuser weiter treffen die beiden Besucher auf einen alten Bekannten. Dieser erzählt ihnen, nach elf Jahren nun endlich die behördliche Erlaubnis bekommen zu haben, auf dem Dach seines denkmalgeschützten Hauses eine Fotovoltaikanlage zu installieren. Dann lädt er die beiden zu einer kurzen Besichtigung ein, um ihnen im Hinterhof auch noch den Energiespeicher zu zeigen.

Nach etwas mehr als zwei Stunden beendet Fabian Wedemann für diesen Tag den Haustürwahlkampf. Sein Fazit fällt positiv aus, wie auch für die Wochen zuvor: »Ich habe bisher noch keine schlechten Erfahrungen gemacht.« Zudem findet er es höchst interessant, auch einmal einen Blick hinter die sonst verschlossenen Türen und Hoftore werfen zu können. Selbst im Regen.

ZUR INFO
Bevor am Sonntag, 2. April, die Stichwahl für das Lindener Bürgermeisteramt ansteht, hat der Anzeiger beide Kandidaten beim Haustürwahlkampf begleitet. Was sie hierbei jeweils erlebten, wird in separaten Artikeln geschildert. Im zweiten Teil folgt dann in der Mittwochsausgabe Dennis Dern (Grüne). ( fod)

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Gießener Anzeiger, 13. März 2023

Ergebnisgrafik

Alles zurück auf Null

Bürgermeisterwahl Linden: Dennis Dern und Fabian Wedemann treten in Stichwahl an

VON FRANK-O. DOCTER
Linden. Über ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk durfte sich am Kandidaten StichSonntagabend Fabian Wedemann freuen: Der ab heute 33-Jährige holte bei der Bürgermeisterwahl in der Stadt Linden mit 2239 die mit Abstand meisten Stimmen. Dennoch reichten die 46,8 Prozent nicht zu einem Durchmarsch ins Rathaus. Stattdessen muss sich Wedemann, der trotz CDU-Mitgliedschaft als unabhängiger Kandidat antritt, am 2. April bei der Stichwahl erneut dem Willen des Wahlvolks stellen. Sein Gegner wird dann Dennis Dern (Grüne) sein.

Der 44-Jährige lieferte sich mit Lale Sahin (unabhängig) lange Zeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten Platz. Wobei er immer knapp vor ihr lag. Letztlich setzte sich Dern mit 1196 Stimmen und 25,0 Prozent gegen Sahin (1007, 21,1) durch. Für die vierte Kandidatin Dr. Sandra Herrmann (unabhängig) reichte es nur zu 341 Wählerstimmen und 7,1 Prozent.

Die Wahlbeteiligung lag bei 48,7 Prozent. Und damit niedriger, als das wohl viele im Vorfeld erwartet hatten. Von den 9895 Wahlberechtigten hatten sich 4815 für einen Urnengang entschieden. 32 Stimmen hiervon waren ungültig.

Die Stadthalle war am Sonntagabend jedenfalls gut gefüllt. An die 200 Lindener wollten die Wahl live vor Ort erfolgen. Nicht wenige hatten hierzu ihre Kinder mitgebracht, für die es offenbar angesichts dieses besonderen Anlasses ausnahmsweise einmal etwas später ins Bett ging.

Immer in Führung

Als um 18.43 Uhr das allererste Wahllokal ausgezählt war und dieses Zwischenergebnis per Beamer auf die große Leinwand projiziert wurde, stürmte die Menge sofort aus allen Ecken dorthin. Hier lag Wedemann bereits mit 45,1 Prozent deutlich vorne. Und das sollte sich den restlichen Abend über nicht ändern. Im weiteren Verlauf konnte er sich noch etwas mehr von seinen Kontrahenten absetzen. Und nicht wenige seiner Anhänger dürften schon auf seinen Sieg gehofft haben.

Wedemann zeigte sich jedoch zumindest äußerlich nicht enttäuscht. »Bei vier Kandidaten kann ich über dieses Ergebnis nicht meckern«, meinte er im Gespräch mit dem Anzeiger. Seinen Vorsprung erklärte sich der Stadtverordnetenvorsteher damit, in Linden eben »bekannt« zu sein. »Ich bin schon seit über zehn Jahren in der Kommunalpolitik und Mitglied in vielen Vereinen.« Zugleich verwies er auf seine »beruflichen Fähigkeiten «, mit denen er offenbar hofft, weiter punkten zu können. Am morgigen Dienstag wolle er sich wieder mit seinem Wahlkampfteam zusammensetzten, sagte Fabian Wedemann. Heute aber möchte er zunächst einmal seinen Geburtstag feiern.

»Die Karten werden nun neu gemischt«, war die allererste Reaktion von Dennis Dern auf die Nachfrage dieser Zeitung. »Bei der Stichwahl wird wieder bei Null gestartet.« Dass er die beiden Damen hinter sich lassen konnte, begründete der 44-Jährige damit, seinem »Gefühl « nach gerade bei der Podiumsdiskussion des Anzeigers »konkreter« auf Bürgerfragen geantwortet zu haben, als dies die Kandidatinnen getan hätten. Für seinen Wahlkampf gelte es nun, »noch eine Schippe draufzulegen«, betonte Dern, der für die Grünen im Lindener Magistrat sitzt.

Nicht gekommen

Lale Sahin ließ sich keine Enttäuschung über ihr Scheitern anmerken. »Der Wähler hat entschieden, auch wenn es knapp ausgegangen ist«, meinte die 44-Jährige. Und ergänzte sofort: »Wenn ich überlege, dass ich alles ganz alleine gemacht habe, ist das ein richtig gutes Ergebnis für mich.« Für die Zukunft kann sich Sahin vorstellen, weiter in der Lindener Kommunalpolitik mitzumischen. Wie sie dies gestalten wird, wisse sie jetzt aber noch nicht.

Die Vierte im bunten Strauß der Bewerber, Dr. Sandra Herrmann, war gar nicht erst in der Stadthalle erschienen. »Ich habe die Wahlergebnisse verfolgt und dann gesehen, dass es nicht notwendig ist, in die Halle zu kommen«, sagte die 50-Jährige später im Telefongespräch. Enttäuscht sei aber auch sie nicht. »Ich habe alle meine Ziele dargelegt. Offenbar sind die Ziele von den anderen Kandidaten besser als meine angekommen«, analysierte Herrmann ihr Abschneiden. Letztlich sei sie sich »immer treu geblieben«. Künftig möchte sie sich in Linden weiter im Klima- und Umweltschutz engagieren, auch auf politischer Ebene.

 

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Gießener Anzeiger, 08. März 2023

Jugend

Was wollen Sie für die Jugend tun?

Lindener Bürgermeister-Kandidaten zu Angeboten und Teilhabemöglichkeiten

VON FRANK-O. DOCTER
BM WahlLinden. Die Lindener wählen am kommenden Sonntag, 12. März, ihr neues Stadtoberhaupt. Die Kandidaten (in alphabetischer Reihenfolge) sind Dennis Dern (Grüne) und die Unabhängigen Dr. Sandra Herrmann, Lale Sahin und Fabian Wedemann. Sollte eine Stichwahl nötig sein, würde diese am 2. April stattfinden. Bis zur Wahl stellen wir den Bewerbern jede Woche eine Frage zu Themen, die zurzeit die Bürger von Linden bewegen. Der heutige ist der sechste und letzte Teil in dieser Serie. Die Frage lautet diesmal: Wie bewerten Sie die Freizeitangebote und Teilhabemöglichkeiten junger Menschen in Linden, wo sehen Sie Verbesserungsbedarf ?


Fotos: privat

 

Dennis DernDENNIS DERN Mit unserer guten Vereinsstruktur und dem Freibad sind wir auf dem richtigen Weg, aber ich sehe hier noch so viel ungenutztes Potenzial. Warum nicht ein selbstverwaltetes Jugendzentrum oder die Einrichtung eines Jugendparlaments? Aber bitte mit eigenem Budget. Nicht die Jugendlichen müssen auf die Stadt zukommen, nein! Ich werde in die Schulen gehen und mit den Jugendlichen über ihre Wünsche, Bedürfnisse und Sorgen reden. Dabei werde ich meine Ideen vorstellen und mit ihnen besprechen. Ganz klar: Unser Freibad muss erhalten bleiben und die Ferienspiele müssen gesichert werden. Wenn Stadt und Vereine gut zusammenarbeiten, können wir auch in Zukunft eine zweite Woche Ferienspiele sichern.

 

Sandra HermannSANDRA HERRMANN Es wurde im Jugendbereich wie in allen sozialen Bereichen gespart. Die Jugendlichen fordern und brauchen eine echte Teilhabe in Linden. Es gab bereits ein Jugendparlament. Zukünftig muss dieses jedoch mit einer gewissen Entscheidungsgewalt ausgestaltet werden, wenn es nicht nur ein Alibiprojekt sein soll, sondern Jugendlichen eine Stimme geben und zur politischen Arbeit animieren kann. Zudem muss endlich die Fläche für die bereits geplante Pumptrackbahn gefunden und diese gebaut werden. Gewünscht wird auch ein gemütlicher Jugendtreff und die Reaktivierung von städtischen Jugendfreizeiten. Leider werden die von vielen vermissten Skifreizeiten durch den massiv voranschreitenden Klimawandel in Zukunft erst zu teuer, dann unmöglich werden.

Lale SahinLALE SAHIN Wir haben in Linden eine sehr schöne und große Vereinslandschaft, die Dank der vielen ehrenamtlich aktiven Menschen hervorragend genutzt wird. Allerdings gilt es für mich auch, die jungen Menschen aufzufangen, die nicht den Vereinen angebunden sind. Sie haben kaum Angebote, ihre Freizeit zu gestalten. Verbesserungsbedarfe sehe ich daher vor allem in der Geselligkeit. Es gibt für junge Menschen keine Cafés oder Lokale, die zum Verweilen ansprechen oder einen Treffpunkt ausmachen. Durch ein fehlendes Jugendparlament wird diese Altersgruppe nicht wahrgenommen und ihnen kein Gehör gegeben. Ihnen wird auch keine Verantwortung übergeben, sich aktiv für ein besseres Leben in Linden einzusetzen.

 

Fabian WedemannFABIAN WEDEMANN Unsere Vereinslandschaft (Sport, Karitative, Musik, Kultur, Naturschutz und Kirche) bietet sehr viel, wofür wir dankbar sein können. Das Angebot gilt es bekannter zu machen und zu unterstützen. Der Pumptrack-Park ist lange beschlossen; alle warten auf die Errichtung. Das muss schnell passieren! Die Jugendräume müssen genauso wie die Jugendvertretung wieder aktiviert werden. Das schaffen wir, indem wir auf die Schülervertretungen zugehen, Meinungen erfragen und gemeinsam mit den jungen Menschen Projekte entwickeln. Dazu werde ich mich mit Schulen, Vereinen und Kirchen treffen, um die Jugendlichen in die Gestaltung ihrer Freizeitangebote einzubinden. Spielplätze werten wir verkehrssicher auf.

 

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Gießener Anzeiger, 04. März 2023

Zuhörer

 

Fast 800 Bürger wollen Kandidaten sehen

Bürgermeisterwahl Linden: Bei Podiumsdiskussion des Anzeigers stellen Besucher viele Fragen

VON FRANK-O. DOCTER

BM WahlLinden. Das Hausmeister-Team hatte in weiser Voraussicht die 420 Personen fassende Tribüne komplett ausgefahren und 280 Stühle aufgestellt. Doch selbst diese 700 Sitzplätze sollten nicht ausreichen, als am Donnerstagabend die Lindener in die Stadthalle strömten, um bei der Podiumsdiskussion des Anzeigers ihren vier Bürgermeister-Kandidaten mehr als zwei Stunden auf den Zahn zu fühlen. Schnell wurden zusätzliche Stühle und Holzbänke herbeigeholt. Dennoch musste sich so mancher der letztlich knapp 800 Besucher mit einem Stehplatz begnügen. Die vielen vor Beginn von Bürgern auf Zetteln abgegebenen und später übers Mikrofon gestellten Fragen sorgten jedoch für reichlich Abwechslung bei den Themen. Moderiert wurde das Ganze von Anzeiger-Redakteur Ernst Walter Weißenborn.

Kandidaten
Hallensituation: Um den Veranstaltungsort ging es auch gleich in der ersten Themenfragerunde, ist die Stadthalle doch wie die zurzeit gesperrte Volkshalle dringend sanierungsbedürftig. Dennis Dern (Grüne) sprach sich bei der Volkshalle als Zwischenlösung für die Errichtung einer Leichtbauhalle aus, um vor allem den Schulunterricht gewährleisten zu können. So etwas sei für unter 200 000 Euro im Monat zu mieten. Doch selbst bei zwei verfügbaren Hallen würden die Hallenzeiten nicht ausreichen, da sie auch Vereine aus Nachbargemeinden nutzen. Dern möchte auch hierfür eine bessere Lösung finden. Dr. Sandra Herrmann (unabhängig) hält eine Leichtbauhalle ebenfalls für eine gute Übergangslösung. »Es müssen aber beide Hallen saniert werden. Wie das geht, da muss auch die finanzielle Situation berücksichtigt werden. Ich würde mir nicht zutrauen, hier ein finales Versprechen zu geben, was ich am Ende nicht halten kann«, sagte Herrmann. Lale Sahin (unabhängig) sieht hier »ein brennendes Thema« schon allein wegen der großen Vereinslandschaft. »Wir haben nicht genügend Hallen. Es ist einfach keine Attraktivität gegeben, wenn man guten Sport betreibt, aber die Halle schlecht ist.« Bei der Volkshalle müsse das Gutachten abgewartet werden. Bei der Stadthalle sprach sie sich für einen Neubau aus. »Wenn man wünscht, dass Linden mithält, dann muss man auch Geld in die Hand nehmen. Ein sanierter Altbau ist immer noch ein Altbau«, so Sahin. Laut Fabian Wedemann, der als Unabhängiger antritt, seien bei der Stadthalle die Kosten für Sanierung und Neubau in etwa gleich. »Daher bin ich für einen Neubau.« Mit TSG, TSV und TV seien Gespräche erforderlich, um deren Wünsche umsetzen zu können. Im Falle der Volkshalle müsse man zunächst einmal vor der Klärung Neubau oder Sanierung verlässlich wissen, wie hier die Nutzungsbedarfe sind. Aus Wedemanns Sicht werden die Vereine in puncto Hallen und Sportplätze »meistens allein gelassen«. Daher sprach er sich für die Koordination über das Rathaus aus, »damit wir letztendlich wissen, was wir brauchen«.

Finanzierung: Auf die Frage, wie dies alles finanziert werden soll und ob eine Erhöhung der Grundsteuer B erforderlich ist, machte Sahin klar, dass hier Geld in die Hand genommen werden müsse. Gleichzeitig sollte geschaut werden, welche Finanzierungsmöglichkeiten es darüber hinaus gibt, meinte sie. Wie Dern deutlich machte, ist für die Stadthalle »im Haushalt schon alles vorgesehen«. Wedemann sprach sich derweil gegen eine Anpassung der Steuer nach oben aus: »Grundsätzlich nein. Die Steuern müssen so bleiben, wie sie sind, 365 Prozent reichen.« Herrmann schlug vor, »mit dem spitzen Bleistift« zu rechnen. »Wenn das Geld da ist, dann sollte man es auch dafür ausgeben.«

Rathaus: Kündigungen, ein Dutzend unbesetzte Fachkraftstellen und schlechte Stimmung: Um diese Probleme in der Verwaltung zu lösen, schlägt Herrmann vor, auch einmal über alternative Arbeitszeitmodelle wie die Vier-Tage-Woche oder »35 statt 30 Urlaubstage« nachzudenken. Oder Mitarbeitern entgegenzukommen, indem befristete in unbefristete Arbeitsverträge umgewandelt werden. Dern fordert, dass es »endlich vernünftige Stellenbeschreibungen braucht, um die Mitarbeiter richtig einzugruppieren «. Auch die Priorisierung von Aufgaben, Outsourcing mancher Dinge und »eine maßgeschneiderte Verwaltungssoftware « könnten helfen. Wedemann hingegen kann sich vorstellen, kurzfristig ehemalige Mitarbeiter, die inzwischen im Ruhestand sind, unterstützend hinzuzuholen und etwa auf 500-Euro-Basis zu beschäftigen. Um auf längere Sicht etwas zu verbessern, sollte man den Dialog mit den Einzelnen suchen, um zu sehen, »wo der Schuh drückt«. Bei Konflikten hält Sahin Mediation und »den Blick von außen« durch Externe für ein probates Mittel, um wieder »ein gutes Klima herzustellen«. Fachkräfte könnten sich zudem über Zeitarbeitsfirmen finden lassen.

Verkehr: Für Sahin ist der Verkehr in Frankfurter und Hüttenberger Straße »das Thema Nummer eins: Die Bewohner haben mehrere Anliegen zusammengefasst und an die Stadt gerichtet «. Darauf aber sei nie reagiert worden. »Es muss ein Verkehrskonzept her, denn es kann nicht sein, dass der Verkehr bei jeder Wahl Thema ist, es sich aber nichts ändert.« Für Dern ist ein »gesamtheitliches Verkehrskonzept« unerlässlich. Dazu brauche es Daten und Zahlen. »Und warum nicht Tempo 30 innerorts auf allen Durchgangsstraßen?«, schlug er vor. Herrmann verwies darauf, dass es »leider bisher immer noch kein Verkehrskonzept gibt«. Vor der Wiesengrundschule habe man eine problematische Situation, nannte sie als Beispiel, und auch noch andere neuralgische Punkte müssten angegangen werden. Hierbei sprach sie sich für Fahrradwege und Einbahnstraßenregelungen sowie »die eine oder andere Umwidmung in eine Fahrradstraße« aus. Wedemann merkte an, dass ein Verkehrskonzept bereits von der Stadt beauftragt ist. Zugleich fordert er eine Entlastungsstraße von der Gießener Straße ans Bahn-Viadukt sowie in Großen-Linden eine Westumgehung. »Dann würden wir Hüttenberger und Frankfurter Straße entlasten.«

Flächenversiegelung: Dern verwies hier auf »viele innerörtliche Baulücken«, die es zunächst anzugehen gilt. Und er sprach sich dafür aus, auch einmal anders zu denken: Warum nicht mal Parkplätze überbauen?« Herrmann machte darauf aufmerksam, dass »wir unsere Ackerböden brauchen«, um sie in Zeiten des Klimawandels als Anbau und Versickerungsflächen zu erhalten«. Wedemann sprach sich ebenfalls für eine Innenverdichtung vor Außenentwicklung aus. »Da, wo schon Wege und Straßen sind, sollten wir unsere Ziele umsetzen, bevor wir auf der grünen Wiese etwas bauen. Die vorhandenen Flächen sind endlich.« Allerdings schränkte er ein, dass man heute nicht sagen könne, was in zehn oder 15 Jahren passiert. Und Sahin machte deutlich: »Erst nach Lücken schauen, wo wir was bauen können, bevor wir Grünflächen versiegeln.«

Bauprojekte: Zur Sprache kam zuerst das Großbauprojekt von 120 Wohnungen am Bahnhof Großen-Linden in der Sudetenstraße. »Das Projekt steht ja«, entgegnete Sahin. Vor allem günstiger Wohnraum sei ein elementares Problem. »Wir müssen schauen, wo Bedarf ist, und danach die Wohnungen ausrichten. « Für Dern ist das Projekt Sudetenstraße »sehr speziell «. Generell müssten es immer 25 Prozent Sozialwohnungen sein. »Dahin sollten wir uns weiterentwickeln«, meinte er. Während Wedemann betonte, dass hier immer aktuell geschaut werden müsse und auch Gespräche mit dem Mieterverein Gießen zu führen seien, der bereits beim Projekt am Bahnhof mit im Boot war. »Bevor wir weitere grüne Zonen zubauen, müssen innerorts die Eigentümer leerstehender Gebäude animiert werden, zu investieren, zu vermieten oder zu verkaufen«, sagte er. Für Herrmann ist die Bebauung am Bahnhof ein kontroverses Projekt mit vielen Vor- und Nachteilen. Es sei problematisch, wenn dadurch das dritte und vierte Gleis blockiert werde. Aufgrund des Bedarfs in Linden sprach sie sich für flexible Bauweisen und Mehrgenerationenhäuser aus.

»Breiter Weg«: Sollte ein zweiter Bauabschnitt »Nördlich Breiter Weg« in Leihgestern Priorität haben? Aus Sicht von Wedemann müsse erst einmal die Innenentwicklung angegangen und alte Häuser und Scheunen umgewidmet werden. »Allerdings mit Parkkonzept, das ist wichtiger als der zweite Bauabschnitt. « Jedoch ist er sich sicher, dass ein solcher in 15 Jahren kommen wird, weshalb eine Umgehungsstraße dort auch Sinn mache. Auch Herrmann will erst eine Innenverdichtung, »und dann muss man abwarten«, inwieweit sich Menschen angesichts steigender Kosten Häuser leisten können. »Ackerböden zu versiegeln, ist die schlechteste Lösung«, meinte sie. Für Sahin hat ein zweiter Bauabschnitt Nachrangigkeit, »weil es wesentlich wichtigere Probleme gibt«. Auch Dern machte deutlich: »›Nördlich Breiter Weg 2‹ hat bei mir keine Priorität.« Einig waren sich alle vier Kandidaten, als es um ein Gewerbegebiet Pfaffenpfad ging, das, wenn überhaupt, auch nur zusammen mit der Universitätsstadt Gießen zu realisieren ist. Dies sei kein Thema, nicht zuletzt, weil dann in einer Größenordnung von 50 Hektar Ackerflächen versiegelt würden, lautete der Tenor.

Unabhängigkeit: Während die Sache hier bei Dern als Vertreter der Grünen klar ist und sich Herrmann »keinen parteilichen Zwängen « beugen möchte, sei Sahin trotz zweimonatiger FW-Mitgliedschaft »von vornherein klar gewesen«, dass sie nur als Parteilose zur Wahl antritt. Sie wolle aber für alle Parteien ein offenes Ohr haben: »Wenn etwas gut ist, muss es umgesetzt werden. Egal, von welcher Partei es kommt«, betonte sie. Im Fokus war bei dieser Frage insbesondere Wedemann, wenn man nach den Reaktionen im Saal geht. Warum er trotz CDU-Mitgliedschaft als Unabhängiger antritt, erklärte er damit, dass er sich als Bürgermeister »nicht einer bestimmten Partei, sondern den Bürgern der Stadt Linden verpflichtet « fühle. »Daher macht das Sinn.« Zudem strebe er »eine lösungsorientierte Politik« an, ließ Wedemann wissen.

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   Gießener Allgemeine     Kreis Gießen     Linden                                                                     03. März 2023

Enormes Interesse an Kandidaten

Zuhörer GAZ

Von: Stefan Schaal

900 Menschen haben am Donnerstag in der Lindener Stadthalle eine Podiumsdiskussion der vier Kandidaten zur bevorstehenden Bürgermeisterwahl verfolgt. Die Bewerber äußerten auch einige ungewöhnliche Vorschläge.

Die wichtigste Erkenntnis stellte sich bereits heraus, bevor auch nur ein Kandidat auf der Bühne das Wort erhoben hatte. Das Interesse der Lindener an der bevorstehenden Bürgermeisterwahl und an den vier Bewerbern ist groß. 900 Menschen saßen und standen am Donnerstag in der proppenvollen Stadthalle, um eine Podiumsdiskussion mit den Kandidaten zu verfolgen.

Der Andrang nährt die Hoffnung, dass die Wahlbeteiligung am 12. März höher liegen könnte als bei der vergangenen Bürgermeisterentscheidung vor fünf Jahren, als nur 45,26 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt haben.

Die Diskussion, organisiert vom Gießener Anzeiger, machte deutlich, dass die Lindener einen ungewöhnlichen Wahlkampf erleben. Während es bei Bürgermeisterwahlen häufig an konkreten Aufregerthemen mangelt, prägt nun eine Reihe von konfliktreichen Sachthemen wie die personelle Lage in der Stadtverwaltung und auch die Verkehrssituation in der Stadt die Debatten.

Die Podiumsdiskussion bot vor diesem Hintergrund so manche ungewöhnlichen Vorschläge der Bewerber. So regt Fabian Wedemann (CDU) an, auf 500-Euro-Basis ehemalige Mitarbeiter der Verwaltung aus dem Ruhestand zu holen, um im Rathaus kurzfristig für Unterstützung zu sorgen. Die Stadtverwaltung sei derzeit »unter Wasser«, begründete er den Vorstoß. Mittelfristig gelte es, den Mitarbeitern durch Gespräche Motivation und Sicherheit zu vermitteln.

Dr. Sandra Herrmann (parteilos) sprach sich für eine Erhöhung des Urlaubsanspruchs in der Verwaltung von 30 auf 35 Tage und für die Einführung einer Vier-Tage-Woche aus, um die Attraktivität der Arbeitsbedingungen zu erhöhen. »Es muss zeitgemäß sein«, sagt sie. Dass Herrmann Lacher aus dem Publikum erntete, dürfte darin begründet sein, dass derartige Maßnahmen zumindest kurzfristig den Mangel an Arbeitskraft im Rathaus eher noch verschärfen könnten und das Personal zudem, was die Urlaubstage angeht, an Tarife gebunden ist.

»Ich kann nachempfinden, wie die Situation ist«, sagte Lale Sahin. Seit 14 Jahren arbeite sie in der Verwaltung, beim Jobcenter in Frankfurt, erklärte die parteilose, von SPD und FDP unterstützte Kandidatin. Durch Gespräche, möglicherweise auch durch Mediationen könne ein gutes Klima erreicht werden. Danach könne man die Arbeitsverteilung in den Blick nehmen. Kurzfistig schlägt Sahin vor, Zeitarbeitsfirmen zur Unterstützung der Verwaltung zu beauftragen.

Auch Dennis Dern, Kandidat der Grünen, spricht sich für Kräfte von außen zur kurzfristigen Entlastung im Rathaus aus. Er würde als Bürgermeister vor allem anfangs auf unterer Ebene arbeiten, »um mich in die Menschen, die dort tätig sind, hineinzuversetzen, Prozesse zu verstehen und Transparenz schaffen«.

In der Diskussion um die Verkehrssituation schlug Dern unter Applaus vor, auf den Durchgangsstraßen Tempo 30 einzuführen. Allerdings handelt es sich weitgehend um Landesstraßen, die Entscheidung liegt daher nicht bei der Stadt, sondern bei Hessen Mobil. Als »unerlässlich« beschreibt der Kandidat der Grünen ein Verkehrskonzept.

Dern brachte auch ins Spiel, den Lohn des Kita-Personals zu erhöhen. Dagegen haben sich allerdings kürzlich die Bürgermeister im Kreisgebiet ausgesprochen, um keine Spirale in Gang zu setzen, bei der nur die wohlhabenden Kommunen im Wettbewerb um die Erzieherinnen gewinnen.

Zur Frage, ob die marode Stadthalle in Linden saniert oder neu gebaut werden soll, sagte Dern: »Wir sollten groß denken.« So sei zu erwägen, zunächst eine neue Halle an einem anderen Standort zu bauen und dann die Stadthalle instand zu setzen. »Das würde viele Probleme lösen.«

Dies müsse allerdings auch bezahlt werden, erwiderte Wedemann. »Wir müssen ehrlich sein.« Angesichts der Wünsche der Vereine für die zukünftige Nutzung der Stadthalle werde es eher auf einen Neubau hinauslaufen, fügte er hinzu.

Auf die Frage, woran er sich in zehn Jahren messen lassen würde, sollte er Bürgermeister werden, wies Wedemann auf die angedachte Umgehungsstraße zwischen Wiesengrundschule und Viadukt hin, um den Verkehr in den Ortskernen zu entlasten. Auch die »unabhängige« Kandidatur des CDU-Politikers Wedemann kam zur Sprache. »Wichtig ist, dass wir in Linden an der Sache arbeiten«, erklärte er. »Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich CDU-Mitglied bin.« Die Rolle des Bürgermeisters verstehe er aber als überparteilich. »Natürlich bin ich als Bürgermeister für alle da«, erwiderte Dern, in seinem Fall auch mit einem grünen Parteibuch. Das Prinzip der »unabhängigen« Kandidatur könne er nicht nachvollziehen.

Sie sei im Rahmen ihrer Kandidatur bei den Freien Wählern nach kurzzeitiger Mitgliedschaft ausgetreten, »weil ich eine objektive Person bin«, sagte Sahin. »Ich will Anliegen im Sinne der Bürger voranbringen.« Dass sie über keine kommunalpolitische Erfahrung verfügt, sei daher kein Nachteil.

Auch Sahin sprach sich für einen Neubau der Stadthalle aus. Nach einer Kostenschätzung wären Sanierung und Neubau etwa gleich teuer. Unverständnis äußerte sie darüber, dass der Kita-Gesamtelternbeirat noch immer nicht gegründet ist. Messen lassen würde sie sich als Bürgermeisterin daran, »dass die Lindener mit mir alle Anliegen besprechen können«. Sie wolle sich für Transparanz einsetzen.

Herrmann bot an, zu Klimafragen Hans-Josef Fell, einen der Begründer des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, zu einem Vortrag nach Linden einzuladen. Auf die Frage, wie die Stadt nach zehn Jahren mit ihr als Bürgermeisterin aussehen würde, bat sie dann die Besucher, die Augen zu schließen und sich Linden vorzustellen. »Die Geräuschkulisse durch Verkehr ist niedriger, Sie wandeln durch Alleen, die Stadt lädt zum Verweilen ein, Sie haben den Duft von Bäumen, Sträuchern und Blumen in der Nase.« Und, fügte sie hinzu, »wir freuen uns dann in zehn Jahren, dass die Temperatur in Linden nicht so hoch ist wie in den Nachbarkommunen, die nichts für den Klimaschutz unternommen haben«.

 

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Gießener Anzeiger, 01. März 2023

Rathaus Archiv

Wie geht es im Rathaus weiter?

Lindener Bürgermeister-Kandidaten machen Lösungsvorschläge für Probleme

VON FRANK-O. DOCTER

BM WahlLinden. Die Lindener wählen am 12. März ihr neues Stadtoberhaupt. Die Kandidaten (in alphabetischer Reihenfolge) sind Dennis Dern (Grüne) und die unabhängigen Dr. Sandra Herrmann, Lale Sahin und Fabian Wedemann. Sollte eine Stichwahl nötig sein, wäre die am 2. April. Bis zur Wahl stellen wir den Bewerbern jede Woche eine Frage zu Themen, die Linden bewegen; die fünfte lautet: Dem Rathaus laufen die Mitarbeiter weg: Wie würden Sie die dortigen Probleme angehen? Zudem wird am 2. März um 19 Uhr in der Stadthalle eine Podiumsdiskussion des Anzeigers mit allen Kandidaten stattfinden, bei der auch die Bürger Fragen stellen können.


Fotos: privat

 

Dennis DernDENNIS DERN Notstand! Drama! Desaster! Das beschreibt wohl den Ist-Stand der Lindener Verwaltung am besten. Die verbliebenen Mitarbeitenden bemühen sich nach Kräften, das Rathaus am Laufen zu halten. Danke dafür! Was wir brauchen: Eine Prozessanalyse mit allen Menschen in der Verwaltung. Das kann ich. Daraus wird abgeleitet, welche Prioritäten wir setzen. Das machen wir gemeinsam, optimieren Abläufe, um Ressourcen zu schonen, digitalisieren alles, was geht. Ich sorge für eine faire und richtige Eingruppierung, eine schnelle Ausschreibung der offenen Stellen und nehme Geld in die Hand für Leiharbeitskräfte. Dieses Desaster hat CDU-Geschichte. Aber jetzt geht es um die Zukunft. Um neue Energie für Linden.


Sandra HermannSANDRA HERRMANN Wer mit ehemaligen oder aktuell noch Mitarbeitenden spricht, hört von zu hoher Arbeitsbelastung, geringer Wertschätzung und viel Druck. Man erfährt von Problemen, die sich seit Jahren angebahnt und in den letzten Monaten und Wochen extrem zugespitzt haben. Eine Kündigung zieht die nächste nach sich, der Druck auf die Verbliebenen steigt. Die Mitarbeitenden im Rathaus, die trotz der Belastung geblieben sind, brauchen zunächst keine smart klingenden Konzepte und Digitalisierungsinitiativen, sondern aktive Unterstützung, Verlässlichkeit und Wertschätzung. Zu Beginn meiner Amtszeit werde ich zuerst »einfach mal die Klappe halten, zuhören und bessere Arbeitsbedingungen schaffen«. Und dann packen wir es gemeinsam an.


Lale SahinLALE SAHIN Ich kenne die Probleme in der Verwaltung aus meiner Erfahrung. Gemeinsam mit dem Personalrat und den Mitarbeitenden führe ich Gespräche, um Ursachen zu erfahren. Eine externe Beratungsfirma kann Lösungen ermöglichen. Personalgewinnung und -rekrutierung ist »Chef-Sache«. Hier sind Führungskräfte gefordert, und damit auch ich. Ich verbessere das Image der Verwaltung von innen und außen. Um die Rückstände aufzufangen, sind befristet eingestellte Zeitarbeitsfirmen sinnvoll. Ich werde mit dem Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur arbeiten, um Stellen- und Ausbildungsangebote zu prüfen. Es muss ein Dialog mit Bürgern und Verwaltung geben mit dem Ziel guter Dienstleistung und Arbeitsbedingung.


Fabian WedemannFABIAN WEDEMANN Keine Frage: Gute Mitarbeitende sind immer das Wertvollste! Durch regelmäßigen Dialog ergibt sich ein vertrauensvolles und ehrliches Miteinander; ich will Rückhalt und Sicherheit geben. Damit erreichen wir ein Klima der Motivation für neue Ideen und Weiterentwicklungen, persönlich und vor allem als Team. Die Stadt gewinnt als Arbeitgeber enorm an Attraktivität durch »Benefits« wie Kommunalrente, kostenlose ÖPNV-Nutzung und andere Vergünstigungen. Ob sich nicht auch mancher »Ehemalige« durch meine guten Kontakte zurückgewinnen lässt? In der aktuellen Lage müssen wir ehemalige Beschäftigte aus dem Ruhestand zurückholen. Außerdem setze ich auf unsere Jugend: Auszubildende sichern die Zukunft.

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 Gießener Anzeiger, 22. Februar 2022

2036

Was wird aus »Projekt Linden 2036«?

Bürgermeister-Kandidaten beschreiben ihre Vorstellungen – Podiumsdiskussion

VON FRANK-O. DOCTER
BM WahlLinden. Die Lindener wählen am 12. März ihr neues Stadtoberhaupt. Die Kandidaten (in alphabetischer Reihenfolge) sind Dennis Dern  (Grüne) und die unabhängigen Dr. Sandra Herrmann, Lale Sahin und Fabian Wedemann. Sollte eine Stichwahl nötig sein, wäre die am 2. April. Bis zur Wahl stellen wir den Bewerbern jede Woche eine Frage zu Themen, die Linden bewegen; die vierte lautet: Mit dem Projekt »Linden 2036« soll die Zukunft der Stadt und ihrer Einwohner gestaltet werden – welche Vorstellungen haben Sie hierzu? Zudem wird am 2. März um 19 Uhr in der Stadthalle eine Podiumsdiskussion des Anzeigers mit allen Kandidaten stattfinden, bei der die Bürger Fragen stellen können.  

Fotos: privat

 

Dennis DernDENNIS DERN  »Linden 2036« – das war der gelungene Versuch, Bürgerinnen und Bürger an der Entwicklung ihrer Stadt zu beteiligen. In Umfragen und Bürgerversammlungen kristallisierten sich drei Schwerpunkte heraus: Verkehr, Wohnen, Grünflächen, mit einem Projekthorizont bis 2030 und sehr konkreten Ideen. Die Blaupause für eine gute Stadtentwicklung in Linden haben wir damit. Umgesetzt ist seit 2020 wegen dem bisherigen CDUBürgermeister gar nichts. Das »Projekt Linden 2036« werde ich aufnehmen, mit allen Interessierten neu bewerten und zielgerichtet angehen. Ohne eine funktionierende Verwaltung geht das nicht. Dafür brauchen wir neue Energie für Linden. Dann schaffen wir auch gemeinsam ein gutes Klima.

 

Sandra HermannSANDRA HERRMANN Es ist mir völlig unklar, warum seit 2020 beim »Projekt Linden 2036« Stillstand herrscht. Das Konzept enthält viele wichtige Anregungen, wie den Individualverkehr zurückzudrängen, zum Beispiel Parkraum anderer Nutzung zuzuführen und innerstädtische Nachverdichtung durchzuführen. In der Bürgerversammlung Linden mit der Präsentation der Ergebnisse zu dem ISEK am 11. März 2020 wurde der Termin der Veranstaltung schlecht kommuniziert. Hier war/ist Transparenz und Teilhabe oberstes Gebot, zumal die Etablierung einer Steuergruppe (möglichst zehn repräsentativ ausgewählte Personen), wie das Konzept es vorsieht, vielen Anwesenden wichtig war und sicher geholfen hätte, das Projekt umzusetzen. Der Bereich Verkehrsplanung fehlt auch noch im ISEK.

 

Lale SahinLALE SAHIN Die sich aus »Linden 2036« ergebenden hohen Handlungsbedarfe in den Themenfeldern Verkehr, Mobilität, Wegeverbindung, Ortsbild, Platz- und Grüngestaltung, Mehrgenerationswohnen, Verbesserung der Kinderbetreuungssituation und die Herstellung der Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden und Versammlungsstätten werde ich lösungsorientiert zeitnah umsetzen. In diesem Projekt werden die erforderlichen Maßnahmen zur Zielerreichung bereits formuliert, kein »Hexenwerk « also. Die Haupthandlungsfelder sind bereitserklärtes Ziel meines Programms, insoweit sich meine Vorstellungen von unserem Linden nicht von denen der Bürgerinnen und Bürger unterscheidet. Meine Vorstellung: »Linden 2036« jetzt!

 

Fabian WedemannFABIAN WEDEMANN Rasch und konkret gehen wir die Ziele und Handlungsfelder von »Linden 2036« wie folgt an: Wir schließen Baulücken und sorgen für die gute Entwicklung der Ortskerne, die zudem durch zwei Ortsumgehungen entlastet werden. Im ÖPNV entstehen schnelle Anbindungen, nach Gießen, aber auch zu den Nachbarkommunen. Jugendliche wie Senioren finden attraktive Freizeitangebote und eine echte Begegnungsstätte im Erlebnispark. Schulen und Vereine werden intensiv mit dem Rathaus vernetzt, um das vorhandene Angebot besser nutzen und präsentieren zu können. Grünflächen werten wir auf – gemeinsam mit dem Ausländerbeirat und den wieder aktivierten Beiräten für Senioren und Jugendliche. Und: Linden wird sauberer.

 

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Gießener Anzeiger, 15. Februar 2023

Verkehr

Was tun in Sachen Verkehr?
Lindens Bürgermeister-Kandidaten machen Vorschläge – Podiumsdiskussion

VON FRANK-O. DOCTER
BM WahlLinden. Die Lindener wählen am 12. März ihr neues Stadtoberhaupt. Die Kandidaten (in alphabetischer Reihenfolge) sind Dennis Dern (Grüne) und die unabhängigen Dr. Sandra Herrmann, Lale Sahin und Fabian Wedemann. Sollte eine Stichwahl nötig sein, wäre die am 2. April. Bis zur Wahl stellen wir den Bewerbern jede Woche eine Frage zu Themen, die Linden bewegen; die dritte lautet: Welchen Veränderungsbedarf sehen Sie beim Verkehr, zumal gerade die Hauptdurchgangsstraßen stark belastet sind? Zudem wird am 2. März um 19 Uhr in der Stadthalle eine Podiumsdiskussion des Anzeigers mit allen Kandidaten stattfinden, bei der die Bürger Fragen stellen können.

Fotos: privat

 

Dennis DernDENNIS DERN Das Gegenteil von gut? Gut gemeint! Bevor wir über Großprojekte reden, braucht es Wissen. Seit Jahren gibt es den Auftrag des Parlaments, ein Verkehrsgutachten zu erstellen. Bisher: Fehlanzeige. Ohne Daten, Fakten, Analysen aber keine sinnvollen Entscheidungen. Das habe ich als Magistratsmitglied immer wieder gefordert. Damit wir gut begründet Änderungen beschließen können, die auch zukunftssicher sind. Straßenbau braucht Zeit – und bedeutet mehr Verkehr. Wir brauchen aber pragmatische Lösungen, die auch kurzfristig die Lage an den Hauptstraßen verbessern. Tempo 30 in der Stadt – nicht nur nachts, Tempo 50 zwischen den Ortsteilen, Ampeln für die Schulwege: Das geht schnell. Und hilft sofort.

 

Sandra HermannSANDRA HERRMANN Zwei Drittel der CO2-Emissionen in Linden stammen erwiesenermaßen aus dem Bereich Verkehr. Deshalb und im Sinne einer besseren Lebensqualität muss es darum gehen, den Autoverkehr in Linden zu reduzieren. Eine sogenannte Entlastungsstraße würde aber das Verkehrsaufkommen insgesamt erhöhen. (»Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten«, sagen Verkehrsexperten.) Der Verkehrsraum muss auf Fuß-, Rad- und motorisierten Verkehr fair verteilt werden. Es braucht mehr Sicherheit für die Schwächsten unter den Verkehrsteilnehmern. Wichtig ist auch, den Schwerlastverkehr in den innerörtlichen Straßen zu reduzieren. Zudem brauchen wir attraktivere Angebote im ÖPNV, vor allem in der Vernetzung mit Gießen und den umliegenden Orten.

 

Lale SahinLALE SAHIN Ich denke, dass jedem Bürger bekannt ist, welche Verkehrsprobleme in Linden bestehen. Egal, ob Entlastungsstraße umsetzen, Verkehrsgutachten, welches immer noch beauftragt werden muss, Radverkehr verbessern, Maßnahmen im Projekt Linden 2036 oder Kontrolle des ruhenden Verkehrs. Die Lösungen sind da und werden schon lange diskutiert und nichts ist passiert. Es muss sich was ändern! Das habe ich nicht zuletzt bei den vielen Haustürbesuchen erfahren können. Es betrifft ganz Linden. Das geht nur mit einer wirklich parteiunabhängigen Bürgermeisterin, die mit allen Parteien, aber auch allen Bürgerinnen und Bürgern redet und die besten Lösungen endlich umsetzt.

 

Fabian WedemannFABIAN WEDEMANN Den Autoverkehr leiten wir aus den Ortskernen weg auf neue Entlastungsstraßen: von der Wiesengrundschule bis zum Viadukt ins Gewerbegebiet – und von der Lützellindener Straße dorthin. Das geht meist auf vorhandenen Trassen. Auch brauchen wir »Expressverbindungen « mit dem Bus, in etwa 15 statt 30 Minuten, von ausgewählten Haltestellen nach Gießen – dann entfällt dort die Parkplatzsuche. Insgesamt verbessern wir die Taktung von Bussen, Bahn und die Anbindung unserer Neubaugebiete. Rad- und Fußwege bekommen mehr Raum, Bürgersteige und die Gässchen stärken wir. Elternhaltestellen an Schulen und Kitas entstressen dort die Lage. In den Ortskernen müssen wir den knappen Parkraum effizienter nutzen.

 

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Gießener Anzeiger, 08. Februar 2023

Stadthalle

Problemfälle gibt es genug

Lindener Bürgermeister-Kandidaten nennen Prioritäten bei Sanierungsstau

VON FRANK-O. DOCTER

BM WahlLinden. Am 12. März entscheiden die Lindener Bürger, wer künftig ihr Stadtoberhaupt sein soll. Dabei haben sie die Auswahl zwischen vier Bürgermeister-Kandidatinnen und -Kandidaten: Dies sind in alphabetischer Reihenfolge Dennis Dern (Grüne) und die unabhängigen Dr. Sandra Herrmann, Lale Sahin und Fabian Wedemann. Eine eventuelle Stichwahl würde am 2. April stattfinden. Bis zur Wahl stellt der Anzeiger den Bewerbern wöchentlich eine Frage zu Themen, die Linden bewegen, unsere zweite lautet: Bei städtischen Gebäuden, inklusive Hallen, sowie innerörtlichen Straßen besteht ein teils erheblicher Sanierungsstau: Wo würden Sie hier Prioritäten setzen? 

Fotos: privat

Dennis DernDENNIS DERN Als Stadtrat weiß ich: Nach neun Jahren Stillstand ist es schwierig, zu priorisieren. Es brennt an allen Ecken! Nach Corona brauchen unsere Kinder jetzt eine starke Lobby. Daher muss als Erstes dafür gesorgt werden, dass die Außenanlage an der Kita »Kinder(T)räume« fertig wird, die Volkshalle zeitnah wieder für Schul- und Breitensport genutzt werden kann und der Spielplatz »Nördlich Breiter Weg« endlich kommt. Baulich stehen Kreuzgasse, Kant-, Ring- und Kirchstraße ganz oben auf der Liste, weil hier seit zehn Jahren Kanalschäden bestehen. Die kaputten Feuerwehrhydranten müssen sofort ersetzt und die Entwässerungsleitung des Freibads vor der Sommersaison fertig werden. Wir brauchen unser Freibad!

 

Sandra HermannSANDRA HERRMANN Als Erstes muss die Funktionsfähigkeit der Sporthallen wieder hergestellt werden. Vereinstätigkeiten sowie das Ausüben von Leistungs- und Breitensport sind für die seelische und körperliche Gesundheit Lindener Bürger wichtig. Unsere engagierten Vereine schlagen vor, während der Sanierungsmaßnahmen eine Leichtbauhalle als Ausweichmöglichkeit zu nutzen. Danach folgt die erforderliche energetische Sanierung an Bestandsgebäuden. Bei der Sanierung von Landesstraßen, welche in der Verantwortlichkeit von Hessen Mobil liegen, braucht es ein permanentes Aufzeigen der zunehmenden Unfallgefahren, damit Linden in der Priorisierung von Hessen Mobil weiter nach oben rückt. Das heißt, hartnäckig dranbleiben!

 

Lale SahinLALE SAHIN Für mich hat die Verfügbarkeit der städtischen Hallen eine klare Priorität. Schulsport, Vereinsleben, Feierlichkeiten und Veranstaltungen müssen zurzeit abgesagt oder umorganisiert werden. Die Stadthalle sollte als Neubau den Ansprüchen eines modernen, zukunftsfähigen und energieeffizienten Veranstaltungsortes der Stadt dienen und der Schaden an der Volkshalle schnell behoben werden. Hier muss zügig und sicher im Sinne der Bürger entschieden werden. Gleiches gilt für die Sanierung insbesondere der drei »K-Straßen «, die nicht länger aufgeschoben werden darf. Hessen Mobil muss kontinuierlich an die Erforderlichkeit der Sanierungsarbeiten an den Hauptstraßen erinnert werden.

 

Fabian WedemannFABIAN WEDEMANN Die Volkshalle in Leihgestern muss saniert werden, weder Vereine noch Schulen können sie derzeit nutzen; alle leiden erheblich, gerade im Winter. Dieselbe Priorität genießt die Stadthalle: Planungen wie Gespräche um Fördermittel werden wir entschlossen vorantreiben. Beide Bauten müssen energiesparend gestaltet werden. Neben mancher kaputten Straßendecke müssen wir auch die »K-Straßen« in Leihgestern und die Lindenstraße in Großen-Linden grundsanieren; obwohl der Bedarf nicht sofort ins Auge springt. Das wird teuer. Genauso brauchen wir rasch Entlastungsstraßen, um die Anwohner von zu viel Verkehr zu befreien sowie Radfahren im Ort sicherer zu machen. Das sind nur die wichtigsten Prioritäten.

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Gießener Anzeiger, 07. Februar 2023

Mieterverein befragt Kandidaten

Dr. Sandra Herrmann, Dennis Dern, Fabian Wedemann und Lale Sahin beantworten Fragenkatalog

Linden (red). Der Mieterverein Gießen hat den vier Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters in Linden fünf Fragen zu ihrer zukünftigen Wohnungspolitik gestellt und die Antworten der Politiker zusammengestellt und bewertet.

Auf die erste Frage, welche Pläne die Kandidaten haben, um bezahlbaren Wohnraum in Linden zu schaffen und ob sie dabei auch an öffentlich geförderten Wohnbau denken, erklärten Dr. Sandra Herrmann und Dennis Dern, der von den Grünen nominiert wurde, dass sie sich öffentlich geförderten Wohnungsbau und genossenschaftliches Wohnen gut vorstellen könnten. Dern verwies auf das Bauprojekt am Bahnhof, wo es in der BM WahlDebatte um die Genehmigung sowohl bei der CDU als auch bei den Grünen lange kein Thema war, vom Bauherrn anteilig Sozialwohnungen zu verlangen. »Es erstaunt schon, dass Herr Dern jetzt sogar eine Sozialquote von 25 Prozent bei allen größeren Bauprojekten fordert«, kommentiert der Mieterverein. Fabian Wedemann, Stadtverordnetenvorsteher der CDU, der als unabhängiger Kandidat antritt, will in dem Punkt nur die Zusammenarbeit mit den Wohnungsbaugesellschaften verbessern und besonders bezahlbaren Wohnraum vor allem für junge Familien schaffen. Auch er nannte das umstrittene Baugebiet am Bahnhof, wo aber bevorzugt Einund Zwei-Zimmer-Appartments entstehen, die für diese Zielgruppe nicht geeignet sind. Lale Sahin meinte, mehr bezahlbarer Wohnraum könne mit der Erschließung neuer Baugebiete geschaffen werden, was man bezweifeln muss, da Neubau besonders teuer ist und hohe Mieten nach sich zieht.

In der zweiten Frage ging es um den Bedarf an größeren Mietwohnungen laut der Fortschreibung des Wohnraumversorgungskonzeptes und wie in Zukunft bedarfsgerechter Wohnraum entstehen kann. Wedemann sprach sich in diesem Punkt für die Wiederbelebung der Ortskerne mit der Kernsanierung alter Immobilien und nur bedingt für die Ausweisung neuer Baugebiete aus. Dern schlägt die Überbauung von Parkplätzen oder Supermärkten vor, während Herrmann die Idee von Mehrfamilienhäusern mit gemeinschaftlichem Wohnen hat, um so zu bedarfsgerechtem Wohnraum zu kommen. Ausreichende Gemeinschaftsräume in den Häusern reduzieren den individuellen Wohnraumbedarf, flexible Grundrisse ermöglichen die Anpassung an einen veränderten Wohnbedarf im Lauf des Lebens. Sahin schwebt vor, vorhandene oder leerstehende Wohngebäude von der Stadt aufkaufen zu lassen, sie mit Fördermitteln zu modernisieren und in flexibler Bauweise weiterzuvermieten oder zu verkaufen.

Bei der dritten Frage ging es um neue Baugebiete: Wenn ja, wo und für welche Zielgruppe soll das Baugebiet sein und welche Art der Bebauung soll dort entstehen: Einfamilienhäuser, Geschosswohnungsbau oder ein Mix? Herrmann ist primär für die Schließung von Baulücken, die Aufstockung von Gebäuden, die sogenannte Innnenverdichtung, bevor mit neuem Bauland wertvolle Flächen im Außenbereich versiegelt werden. Wenn Neubau, dann mit möglichst hohem ökologischem Standard, sagt sie. Da deckt sich ihre Position mit der von Dern. Wedemann ist auch für die bestmögliche bauliche Optimierung von Ortskernen, schließt aber Neubaugebiete wie das am Breiten Weg in Leihgestern nicht aus, wo er Ein- und Zweifamilienhäusern im Mix mit attraktiven Mehrfamilienhäusern wünscht.

Strategien am Bergwerkswald

Der illegalen Wohnbebauung am Bergwerkswald, dem drohenden Nutzungsverbot der Wohnhäuser dort und dem Verlust von preisgünstigem Wohnraum galt die vierte Frage. Welche Lösungsansätze haben die Kandidaten, um das dortige Dilemma zu lösen? Sahin will die Beschaffung von Ersatzwohnraum für die dortigen Mieter in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen. Das sieht Wedemann ähnlich, will sich mit allen Beteiligten (Landkreis, Eigentümer und Mieter) an einen Tisch setzen, um zu einer Lösung kommen. Er kann sich sogar vorstellen, dass der Kreis die Bauten legalisieren könnte. Dern bezweifelt die Gemeinnützigkeit der Eigentümer. Das sei die Familienstiftung BuFU, der es einzig um die Sicherung ihres Vermögens gehe. Er will sich beim Landkreis für die Belange der Mieter einsetzen. Herrmann hält den Abriss der Gebäude für die schlechteste Lösung mit Blick auf Klima, Menschen und Natur. Deshalb strebt sie eine zufriedenstellende Lösung an, indem sie alle Betroffenen zusammenrufen will.

In der fünften Frage hieß es: Können Sie sich vorstellen, eine eigene kommunale Wohnungsbaugesellschaft für Linden zu gründen oder solch ein Vorhaben interkommunal anzustoßen? Langfristig kann sich Herrmann eine stadteigene oder interkommunale Wohnungsbaugesellschaft vorstellen, aber zunächst sollte die Kooperation mit der Baugenossenschaft 1894 Gießen, die ja bereits Wohnraum in Linden besitzt, verstärkt werden. Dern will Letzteres ebenso. Sahin meint, eine solche Gesellschaft sei geeignet, mehr bezahlbaren Wohnraum für einkommensschwache Bürger zu schaffen und die Sanierung bestehender Wohnungen voranzubringen. Wedemann ist skeptisch, weil eine solche städtische Wohnungsbaugesellschaft Geld binde und das Personal im Rathaus zusätzlich stark belaste. »Er verkennt dabei, dass diese Einrichtung nicht Teil der Verwaltung wäre, sondern ein eigenständiges Unternehmen darstellt «, so der Mieterverein. Auch er will die Kontakte zur örtlichen Wohnungsgenossenschaft intensivieren.

Schnittmengen

Die Antworten der vier Kandidaten zeigen nach Meinung des Mietervereins unterschiedliche Ansätze und Ideen, aber auch Schnittmengen bei der Bewältigung der wohnungspolitischen Probleme und Aufgaben in der Stadt Linden. Eine möglichst große Wahlbeteiligung wäre wünschenswert. Denn nur einer Bürgermeisterin oder einem Bürgermeister, der sich auf eine deutliche Mehrheit stützen kann, wächst die Legitimation und Autorität zu, die nötig ist, mit dem Amt die Stadt auf die Zukunft gut vorzubereiten.

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Gießener Anzeiger, 01. Februar 2023

Rathaus

Was wollen Sie als Erstes angehen?
Die Lindener Bürgermeister-Kandidaten zu ihren Plänen nach einem Wahlsieg

VON FRANK-O. DOCTER

BM WahlLinden. Die Ära Jörg König ist vorbei. Am 12. März entscheiden die Lindener Bürger, wer künftig ihr Stadtoberhaupt sein soll. Dabei haben sie die Auswahl zwischen vier Bürgermeister-Kandidatinnen und -Kandidaten: Dies sind in alphabetischer Reihenfolge Dennis Dern (Grüne) und die unabhängigen Dr. Sandra Herrmann, Lale Sahin und Fabian Wedemann. Eine eventuelle Stichwahl fände am 2. April statt.

Bis zur Wahl stellt der Anzeiger den Bewerbern wöchentlich eine Frage zu Themen, die Linden bewegen, unsere erste lautet: Unter Jörg König ist im Rathaus offenbar einiges liegengeblieben und nicht entschieden worden: Welche Dinge würden Sie als Erste angehen?

DENNIS DERN
Dennis DernWas geschehen ist, ist geschehen. Ich blicke in die Zukunft und sehe unsere Verwaltung als Schlüssel zum Erfolg. Wir haben dort die Fachkompetenz der Profis, diese Ressource werde ich ausschöpfen. Das kann ich, weil ich als Manager in einem großen Unternehmen seit Jahren Lösungen für schwierige Probleme gefunden habe. Genau das braucht Linden jetzt: lösungsorientiertes Denken und ein gutes Klima
in der Verwaltung. Weiterer Schwerpunkt: Kitas und Bauhof, da muss es vorwärts gehen. Ab Tag 1: In einer offenen Sprechstunde Bürgerinnen und Bürger beteiligen, ein offenes Ohr für alle haben. Und die Reparatur der Volkshalle vorantreiben, damit unsere Kinder in Bewegung bleiben.

 

SANDRA HERRMANN
Sandra HermannEs ist zunächst zwingend erforderlich, die Handlungsfähigkeit des Rathauses zu gewährleisten. Daher würde ich als Erstes attraktive Arbeitsbedingungen und ein gutes Arbeitsklima schaffen, um Fachkräfte in der Stadt Linden zu halten. Durch verstärkte Neueinstellung von Fachpersonal soll das Rathaus wieder zu einer gut organisierten Anlaufstelle für alle kommunalen Fragen und Belange unserer Bürgerinnen und Bürger werden. Weitere dringende Themen wären: Miteinander von Bürgern, Parlament und Verwaltung stärken, um gemeinsam für Linden gute Entscheidungen zu treffen und Kinderbetreuung konsequent ausbauen, denn liebevolle Betreuung und gute Bildung sind die Voraussetzungen, um folgende Generationen für die Zukunft zu wappnen.

 

LALE SAHIN
Lale SahinDie dringlichste Aufgabe ist, die Handlungsfähigkeit der Verwaltung wiederherzustellen. Die Personalsituation in der Stadtverwaltung ist dramatisch. Nur mit einer funktionierenden Verwaltung kann unser Linden weiterkommen und attraktiv bleiben. Es gilt daher, angemessene Ziele für die Verwaltung zu formulieren. In einem wertschätzenden Dialog mit den Mitarbeitenden werden wir geeignete Maßnahmen entwickeln, um die zukunftsorientierte Handlungsfähigkeit der Verwaltung sicherzustellen. Mit meiner Expertise in der Verwaltung und den engagierten Mitarbeitenden im Rathaus, die – trotz der widrigen Umstände – einen tollen Job gemacht haben, werden wir die Weichen neu stellen.

 

FABIAN WEDEMANN
Fabian WedemannDas wichtigste Gut einer Stadt sind die Menschen in ihr – auch die, die für sie arbeiten. Höchste Bedeutung hat für mich daher, mit den städtischen Mitarbeitenden aus allen Bereichen zu sprechen, ihre täglichen Herausforderungen kennenzulernen und Prozesse zu optimieren; etwa die Aufgabenverteilung anzupassen oder mit anderen Kommunen zusammenzuarbeiten. Dann gilt es, offene Stellen schnellstens zu besetzen, um den weiteren Bedarf zu ermitteln. Unsere guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter will ich motiviert halten. Digitalisierung ist Chance und sinnvolle Ergänzung, kann zudem die Belastung der Mitarbeitenden reduzieren. Vorhandene Beschlüsse gilt es rasch umzusetzen – und den Investitionsstau zu lösen.

 Fotos: privat

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