Gießener Anzeiger, 03. Juli 2025
Linden vergibt drei Ehrenamtspreise
Irmgard Lothwesen, Renate Wemhöner und Günter Weiß in den Ratsstuben ausgezeichnet
Linden (twi). Mit einem Novum wartete die mittlerweile siebte Verleihung des Ehrenamtspreises der Stadt Linden auf. Gleich drei Ehrenamtspreise 2025 wurden zu Beginn der Stadtverordnetensitzung im Sitzungssaal der Lindener Ratsstuben an Mitbürger, die sich über Jahrzehnte hinweg ehrenamtlich engagierten, überreicht.
Alle drei Preisträger eint ursprünglich der Sport. Stadtverordnetenvorsteher Axel P. Globuschütz (Grüne) und Bürgermeister Fabian Wedemann (CDU) nahmen die Ehrungen vor, wobei in diesem Jahr der Preis mit jeweils 600 Euro dotiert war. Mit dem Ehrenamtspreis 2025 ausgezeichnet wurden Irmgard Lothwesen, Renate Wemhöner und Günter Weiß, auf deren Wirken drei Laudatoren eingingen.
Julia Schwarz vom Vorstand der Leichtathletikabteilung des TV 1892 Großen-Linden würdigte Irmgard Lothwesen aus Leihgestern, die sich seit über drei Jahrzehnten in der Leichtathletikabteilung einbringt. »Es gibt Menschen, die über viele Jahre hinweg nicht nur einen Verein mitgestalten, sondern ihn prägen. Menschen, die für andere da sind, die mit Leidenschaft, Geduld und Herzblut Generationen begleiten, fördern und stärken. Irmgard Lothwesen ist genau so ein Mensch.«
Schwarz hob den unbeirrbaren Einsatz für die sportliche und persönliche Entwicklung junger Menschen hervor. Als Trainerin habe sie vielen die ersten Schritte in der Leichtathletik beigebracht und ihre Schützlinge auch als Vorbild, als Ratgeberin, als Stütze für den Sport begeistert, sodass einige heute ebenfalls als Trainer tätig sind. »Was Irmgard so besonders macht, ist nicht nur ihr sportliches Engagement. Es ist die Art, wie sie Menschen zusammenbringt, wie sie mit Herz bei der Sache ist, wie selbstverständlich sie Verantwortung übernimmt, ohne sich in den Vordergrund zu stellen. Ihr Ehrenamt ist für sie keine Pflicht, sondern Teil ihrer Persönlichkeit.« Der Ehrenamtspreis sei ein Dank »für all die Jahre, für all die Stunden, für all das Herzblut«.
Zudem fungiert die Geehrte auch als Sportabzeichenwartin des Vereins. Ein Amt, das bei der TSG 1893 Leihgestern Renate Wemhöner innehat. Turnen, insbesondere das Kinderturnen ist das Metier von Renate Wemhöner aus Leihgestern, die sich seit 1992 in der Abteilung Turnen und Breitensport der TSG einbringt und die Laudator Globuschütz als »Grand Dame des Leihgesterner Sports« würdigte. »Du hast Räume geschaffen. Räume, in denen Gemeinschaft gelebt wurde und Freundschaften entstanden sind. Ohne dich wäre unsere Stadt eine andere. Dafür sei dir mit dem Ehrenamtspreis herzlich gedankt«, betonte der Stadtverordnetenvorsteher und ging auf das langjährige Wirken zunächst als stellvertretende Leiterin der größten Abteilung des Mehrspartenvereins ein.
Über zwei Jahrzehnte leitete die Geehrte die Abteilung, deren stellvertretende Abteilungsleiterin sie aktuell wieder ist. Organisation und Durchführung der Seniorennachmitttage, die Kooperation mit der Wiesengrundschule beim Sportabzeichen, Initiatorin des TSG-Kinderfaschings sowie darüber hinaus von Veranstaltungen des Turngaus Mittelhessen gehören zu ihren Referenzen, zudem ist sie seit Jahrzehnten als Übungsleiterin bei der Eltern-Kind-Gruppe und der Seniorengymnastikgruppe aktiv. Bei so viel Ehrenamt prägten Motivationskünste und Ausdauer ihre Arbeit.
Günter Weiß hat Brücken nicht nur über Länder, sondern über Kontinente hinweg geschlagen. Wie Ehrenstadtrat Thomas Altenheimer (CDU) in seiner Funktion als Vizepräsident der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Linden-Warabi (DJG) berichtete, hat Weiß 1976 als Schriftführer des TV 1892 Großen-Linden über die Hessische Sportjugend die Kontakte zu Warabi geknüpft, regelmäßige Freundschaftstreffen organisiert, 1989 die DJG aus der Taufe gehoben und als Generalsekretär geprägt. 2002 ging aus den Freundschaftstreffen die Städtepartnerschaft mit Warabi hervor.
Treibende Kraft der Warabi-Freundschaft
»Du hast in mir wie in vielen anderen Menschen mein Interesse an der japanischen Kultur und dem Austausch mit Warabi geweckt und damit unser Leben unmessbar bereichert«, dankte Altenheimer. »Du warst immer ein Motor und Vordenker, gleich ob als Delegationsleiter der Japan-Besuche oder Koordinator und Planer der Gegenbesuche«, verwies der Vizepräsident auf 21 reguläre Freundschaftstreffen und zusätzliche Treffen, Jugendaustausche und Sonderbegegnungen zu Stadtjubiläen, in denen Hunderte Menschen aus Linden und Umgebung und Japan sich begegneten. »Diese Mischung aus kultureller Substanz und gleichzeitig menschlicher, geradezu familiärer Herzlichkeit macht diese Verbindung so besonders. Ohne dich hätte es sich wahrscheinlich anders entwickelt.«
Bereits von 1968 bis 1976 gehörte Weiß der seinerzeit noch eigenständigen Stadtverordnetenversammlung der Stadt Großen-Linden als Stadtverordneter an, war von 1972 bis 1992 Schriftführer des TV, 15 Jahre Schöffe am Landgericht Gießen. Bereits 1981 wurde Weiß mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen, 2002 mit dem Keyaki-Kulturpreis der Stadt Warabi, 2007 durch den Japanischen Kaiser mit dem »Orden der aufgehenden Sonne mit goldenen und silbernen Strahlen« sowie 2012 mit der Ehrennadel der Stadt Linden ausgezeichnet. »Danke für ein Leben für das Ehrenamt! Danke für ein Leben für die Völkerverständigung im besten Sinne, die deutsch-japanische Freundschaft und vor allem für die Begegnungen von Menschen, die du gefördert und angestoßen hast.«