Gießener Anzeiger, 14. Juni 2025
Ein Erlebnis auf engstem Raum
Linden hat’s: Beste Verkehrsanbindung und gute Infrastruktur
VON ERNST WALTER WEISSENBORN
Linden. Linden ist ein Erlebnis auf engstem Raum, hier kann man trotz Autobahn und Gleisen viel Natur genießen. So eng gedrängt, wie manche sagen, lebt man hier gar nicht.
In Leihgestern hat der Lindener »Am Haanes« den weiten Blick ins Gießener Land und kann beim Nachbarn Pohlheim in einer Hofmetzgerei einkaufen. Und im Lindener Teil des Bergwerkswaldes kann nach Herzenslust gelaufen oder gewandert werden, gerne auch direkt nach Gießen.
Wer sagt, dass Linden begrenzt ist, der weiß es nicht besser. Per pedes ist Linden gerade wegen der Kompaktheit und Vielfalt an unterschiedlichen Gebieten ein positives Abenteuer.
Zwei alte Ortskerne laden zu zwei schönen Märkten übers Jahr ein. Den Frühling läutet in Großen-Linden der Marienmarkt ein und mit dem Nikolausmarkt in Leihgestern beginnt die Weihnachtszeit. Und in einem Heimatmuseum werden hier die Traditionen des Hüttenbergs, einer ganzen Region, bewahrt.
Dennoch hat Linden sich der Moderne nicht entzogen. Das Stadtzentrum samt Rathaus soll die Einigkeit symbolisieren. Doch die Bahn trennt weiterhin die zwei Ortschaften.
1848 prügelten sich regierungstreue Großen-Linder und revolutionäre Leihgesterner. Und Letztere neiden den anderen noch heute den Bahnhof. Doch das ist Geschichte, die vielen Zugezogenen wissen nichts davon. Sie lieben Linden der Verkehrsanbindung und der Infrastruktur wegen. Mit einer Firma, die seit Jahren das Lückebachtal prägt, kehrte das Computerzeitalter für Heimanwender in der Region ein: Alternate, einst in der Bahnhofstraße in Gießen in einem Altbau gegründet, besteht seit 1992 als Versandhandel. Mit Metro ist in Linden ein Großhandel beheimatet wie auch das große Kuhn-Einkaufscenter. Mit Fug und Recht kann behauptet werden: Linden hat’s.
Und was könnte es Schöneres geben, als in Linden auch seine Liebe zu finden. Das ist mir passiert. Und zum Hochzeitstag wird heute noch gern geschildert, wie der spätere Angetraute in der Kellerwohnung der Angebeteten in Großen-Linden erschien. Es sollte Frühstück geben, und er hatte eine Tüte Brötchen mitgebracht. Doch vor Aufregung riss sie, und das Frühstück kullerte über den Boden im Flur. Da Liebe bekanntlich durch den Magen geht, servierte die junge Dame Reibekuchen mit Lachs, ein Genuss. Es folgte, was folgen musste, der erste Kuss.
Viel unterwegs waren die Frischverliebten im Frühjahr vor 21 Jahren in Linden, schnupperten gemeinsam an den Apfelblüten der Streuobstwiesen in Leihgestern. Und wenn sich beide jedes Frühjahr daran erinnern, wird das Ritual erneut vollzogen.