Gießener Anzeiger, 06. März 2023

In vielen Vereinen engagiert
Bürgermeisterwahl Linden: Fabian Wedemann will »unabhängiger Kandidat« sein

VON FRANK-O. DOCTER
Linden. Seine ersten Erfahrungen im Lindener Rathaus hat Fabian Wedemann schon in jungen Jahren gemacht: Bei einem Schulpraktikum, wie er im Gespräch mit dem Anzeiger erzählt. Dabei wurde der heute 32-Jährige offenbar mit dem Politik-Virus infiziert. Denn bereits im Alter von 16 habe er sich nach Aktivitäten unter anderem in der Schülervertretung »gedacht, da kann ich noch mehr machen«. Und so führte ihn sein weiterer Weg schließlich bis ins Amt des Lindener Stadtverordnetenvorstehers, das Wedemann 2020 übernahm. Seit 2012 ist er Mitglied der CDU, stand jedoch bereits bei der Kommunalwahl 2011 auf der Liste der Christdemokraten, für die er sich überdies seit Langem im Stadtverband engagiert.

Doch trotz dieser Vorgeschichte tritt Fabian Wedemann bei der jetzigen Bürgermeisterwahl als »unabhängiger Kandidat« an. Warum er das tue, sei eine Frage, »auf die ich häufig angesprochen werde «, berichtet er und zeigt Verständnis hierfür. Der Großen-Lindener möchte »die CDU nicht leugnen«, doch gehe es für ihn »immer um Sachpolitik, nicht um Parteipolitik«. Die Stelle des Rathauschefs sieht er als »neutrales Amt«, bei dem »das Parteibuch eigentlich egal sein sollte«.

Im CDU-Stadtverband habe es im Übrigen »keine Diskussionen « über seine Entscheidung gegeben, fügt er hinzu. Das Votum für ihn als Kandidaten sei einstimmig ausgefallen. Abgesehen davon hätten ihn aus der Lindener Bürgerschaft ebenfalls »viele ermuntert, mich aufstellen zu lassen«.

Wie es der Zufall will, hat dem gebürtigen Gießener, der in Großen-Linden und Leihgestern aufwuchs, auch auf beruflicher Seite ein Schulpraktikum den Weg gewiesen. Dies absolvierte er damals bei der Sparkasse Gießen, heute ist der studierte Bankbetriebswirt dort Leiter des Firmenkundencenters. Bei dieser Aufgabe steht er 13 Mitarbeitern vor. Ein Team zu führen, sei etwas, »was mir schon immer Spaß gemacht hat und was ich gut kann«, zeigt er sich selbstbewusst. Zudem beschreibt sich der Kandidat als »Motivator« und jemand, der »digital viel unterwegs ist«. Zwischen den Sätzen lässt er durchklingen, dass ihm all diese Fähigkeiten im Chefsessel des Rathauses zugutekommen würden. Doch bis dahin gilt es auch für ihn, noch einige Wahlhürden zu überspringen.

Nach seinen wichtigsten politischen Themenfeldern gefragt, sprudelt es aus Wedemann nur so heraus. Zum einen weist er auf die in der Amtszeit von Jörg König »nicht umgesetzten Beschlüsse des Stadtparlaments« hin, wie etwa für den Bau eines Pumptracks für Kinder und Jugendliche. Auch ein Abenteuerspielplatz »fehlt« ihm in der Stadt. Außerdem möchte er »Linden weiterentwickeln«, zum Beispiel durch Investitionen in die Infrastruktur, und das Thema Ortskerne und deren hohe Verkehrsbelastung insbesondere durch Lkw angehen. Schnellere Verbindungen nach Gießen oder in andere Gemeinden würden seiner Ansicht nach zudem mehr Menschen dazu motivieren, den Öffentlichen Personennahverkehr häufiger zu nutzen. Ebenfalls Verbesserungsbedarf sieht er bei Kinderbetreuung und Digitalisierung.

Oft im Fitnessstudio

Bei seinem Wahlkampf vertraut Fabian Wedemann auf die Unterstützung durch »ein zehnköpfiges Team«, dem neben Freunden auch Parteikollegen und andere Lindener Bürger angehören. Der Kandidat deckt quasi das gesamte Spektrum ab, von Internetseite und Social Media-Kanälen über digitale Bürgergespräche mittels der Online-Plattform Teams bis hin zu Plakaten, Flyer und Broschüre. Mit dem Haustürwahlkampf ist es bei dem Sparkassen-Beschäftigten dagegen nicht ganz so einfach. »Mein Arbeitgeber hat mich natürlich nicht für den Wahlkampf freigestellt«, sagt er. Und so beschränke sich Wedemann für seine Besuche an Lindener Haustüren auf die Nachmittage und Samstage. Zumal es an Sonntagen »nicht jeder mag, wenn geklingelt wird«, ist ihm bewusst.

Privat ist der 32-Jährige »regelmäßig im Fitnessstudio« anzutreffen, wo er Ausdauerund Kraftsport betreibt. »Für meinen Bürojob ist das sehr förderlich«, erklärt er. Beim TV Großen-Linden hat er früher Handball und Tischtennis gespielt. Inzwischen engagiert sich Wedemann beim TSV Großen-Linden vor allem im Vorstand. Zurzeit ist er dort Beisitzer, in der Vergangenheit hat der »Banker« auch schon mal die Aufgaben des Rechners beziehungsweise Schatzmeisters übernommen.

Neben seinem »großen Freundeskreis« verbringt er ebenfalls gerne Zeit mit seinen Kameraden in der Burschenschaft »Einigkeit« Großen-Linden. Die Aufzählung der Mitgliedschaften könnte noch weiter gehen. »Seit meiner Jugend bin ich in vielen Vereinen in Großen-Linden und Leihgestern engagiert«, sagt Fabian Wedemann, dem seine ehrenamtlichen Tätigkeiten ebenso wichtig seien wie sein Beruf.