Dr. Sandra Herrmann
Gießener Anzeiger, 23. Februar 2023
Stark für Klimaschutz engagiert
Bürgermeisterwahl Linden: Sandra Herrmann kämpft um Einzug ins Rathaus
VON FRANK-O. DOCTERLinden. Sie sei noch niemals Mitglied einer Partei gewesen, erzählt Dr. Sandra Herrmann im Gespräch mit dem Anzeiger. Und nennt auch gleich den Grund hierfür: »Ich möchte mich nicht an Parteiprogramme gebunden fühlen, die nicht meinen Gedanken und Ideen entsprechen.« Die 50-jährige Agrarwissenschaftlerin will daher als Unabhängige Bürgermeisterin von Linden werden. Der »Denkprozess «, sich auf diese »Herausforderung « einzulassen, habe »schon vor längerer Zeit begonnen «. Und reifte dann immer weiter, nachdem die Mitbegründerin der Klimainitiative Linden »von zahlreichen Menschen angesprochen wurde, ob ich mir das denn nicht vorstellen könnte«.
In der Kommunalpolitik war die Kandidatin zwar bislang nicht tätig, doch kann sie auf Erfahrung in der Arbeit für Naturschutzverbände, Elterninitiativen und als Wohnungseigentümer-Beiratsvorsitzende verweisen. Da sie ihr Studium zum großen Teil selbst finanzieren musste, habe sie nebenbei in den verschiedensten Branchen gearbeitet. Dieses »hohe Arbeitspensum und die vielschichtigen Anforderungen « hätten sie geprägt.
Drei Kinder
Geboren in Bad Homburg und aufgewachsen in der Wetterau, hat Herrmann seit Ende der 90er Jahre zusammen mit der Familie ihre Heimat in Großen-Linden gefunden. Die Mutter dreier Kinder im Alter von 30, 15 und acht Jahren, zu denen sich bislang ein Enkel hinzugesellt hat, steht beruflich auf mehreren Füßen. Zum einen ist sie Ausbilderin für Agraringenieure auf dem Biohof »Ludwigshof«, einem Betrieb zwischen Leihgestern und Langgöns.
Darüber hinaus ist sie als freie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Justus-Liebig-Universität in Gießen tätig, wo sie einst studierte und derzeit an einer Studie zur Kohlendioxid- Belastung durch Pflanzenschutzmittel beteiligt ist. Ferner war die Agrarexpertin, die an der Universität Kassel promovierte, für Nichtregierungsorganisationen, sogenannte NGOs (Non-Government-Organizations), bei Klimaprojekten im Einsatz.
Für Sandra Herrmann ist Linden »eine Stadt, in der man sich wohlfühlt, die lebenswert ist, und wo es ein gutes Miteinander gibt, auf allen Ebenen «. Dennoch gelte es, »die Lebensqualität generell zu verbessern «. Als Beispiele hierfür nennt sie den Bürgerservice im Rathaus, die Kinderbetreuung und den Verkehr. »Mobilität muss gerechter gestaltet werden. Dem Fahrradverkehr sollte eine höhere Priorität eingeräumt werden«, betont Herrmann.
Zudem möchte sie die »Lärmbelästigung reduzieren und Schulwege sicherer gestalten «. Und natürlich ist der Mutter und Großmutter, die sich bei den Initiativen »Scientists for Future« und »Parents for Future« engagiert, der Klimaschutz ein wichtiges Anliegen: »Jeder sollte seinen Beitrag hierzu leisten.«
Bei ihrem Wahlkampf kann Sandra Herrmann auf die Unterstützung durch »viele Verwandte und sehr hilfsbereite Freunde« bauen, etwa bei der Gestaltung ihrer Homepage.
Musicalaufführung
Für das Verteilen der gedruckten Flyer würde ihre Schwester eigens aus Frankfurt/Main nach Linden kommen, um zu helfen. Die darauf zu lesenden Worte »engagiert, ehrlich, echt« würden im Übrigen perfekt beschreiben, »wie ich bin und wie ich mich fühle «, lässt sie wissen. Ergänzt wird das Ganze durch Plakate an den zwölf über Linden verteilten Holzwänden und dem Haustürwahlkampf, bei dem sie die Menschen »mit Inhalten überzeugen will«.
Privat mag es Sandra Herrmann sportlich. »Zwei bis drei Mal die Woche« geht sie zum Joggen, am liebsten in den Wiesen und Wäldern rund um Linden. Noch häufiger, und das auch auf beruflichen Wegen oder bei Besorgungen für die Familie, ist sie mit dem Fahrrad unterwegs. Da verwundert es nicht, dass Herrmann auch im Urlaub »gerne Radtouren« macht. Wenngleich sie einräumt, gerade dann, »wenn es empfindlich kalt ist«, auch schon mal das Auto zu nutzen.
Außerdem begeistert sich die 50-Jährige fürs »Teamer-Klettern«: Hier habe sie die Berechtigung erworben, Seilschaften anführen zu dürfen. Früher leitete sie noch dazu fünf Jahre lang das Mutter-Kind-Turnen beim TV Großen-Linden, dem sie weiter als Mitglied angehört.
Das Singen in einem Chor gehört ebenfalls zu ihren Leidenschaften. So war sie etwa an der letztjährigen Aufführung des Musicals »Martin Luther King« in Wetzlar, unter der Leitung des Chorleiters der evangelischen Kirche Großen-Linden, beteiligt. Schließlich besitzt die Familie noch eine Streuobstwiese. Die dort wachsenden Früchte nutzen sie selbst »oder wir verschenken sie an Freunde«. Allerdings erfordert die Wiese auch einiges an Pflege. Von nichts kommt nichts, wie es so schön heißt. Das gilt erst recht für Sandra Herrmanns Kampf ums Bürgermeisteramt.