Schildbürgerstreich
Gießener Anzeiger, 20. Februar 2023
»Schildbürgerstreich« Geschichte
Unausgegorene Querungshilfe in der Leihgesterner Straße nach fast 25 Jahren entfernt
Linden (twi). »Brauchen wir das eigentlich?«, stellte Erster Stadtrat Harald Liebermann (CDU) als Frage im Gespräch mit dem Leiter der städtischen Straßenverkehrsbehörde, Tim Schneider, in den Raum, als es um die Überquerungshilfe in der Dresdner Straße in Leihgestern ging. Diese war seit jeher als »Schildbürgerstreich« der ganz besonderen Art eingestuft und in der Bevölkerung nur mit Kopfschütteln bedacht worden. Das Kopfschütteln der Bevölkerung leuchtet ein, wäre doch eine Straßenüberquerung lediglich von der Nord- zur Südseite dieser breitesten Straße der Stadt möglich gewesen. Auf der Südseite befindet sich nämlich eine Grünfläche und somit vom Bürgersteig überhaupt kein direkter Zugang zur Straße. Deshalb wurde diese Überquerung auch von Fußgängern nie genutzt. Gar mancher machte sich einen Spaß daraus und drehte dann nach dem Blick aufs »Grüne« auf der Mittelinsel wieder um. Die Grünanlage und auch die dort gepflanzten Sträucher wurden auch nie entfernt, also nie ein Versuch unternommen, diesen »Schildbürgerstreich « noch irgendwie zu richten. Es war einst ein CDU-Stadtrat, der während einer Urlaubsvertretung des damaligen Bürgermeisters Dr. Ulrich Lenz Ende der 90er-Jahre Tatsachen schuf und diese Überquerungshilfe errichten ließ. Möglicherweise sollte noch das Grün entfernt werden, aber es geschah nicht. Weder Lenz noch der spätere Bürgermeister Jörg König (beide CDU) hatten dann wohl die Courage, diese unsinnige Überquerungshilfe zu entfernen. Nun waren es Liebermann und Schneider, die diese Sinnlosigkeit endlich erkannten und eine umgehende Entfernung des Fahrbahnteilers veranlassten.
Die Stadt ist nun um ein Kuriosum ärmer. Fast ein Vierteljahrhundert hat es gedauert.